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Natasza Deddner

Konzeptkünstlerin

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Die Würde des Menschen ist unantastbar

Sie ist nicht nur ein rechtlicher Grundsatz, sondern die fundamentale Bedingung menschlicher Existenz. Aus dieser Überzeugung heraus lese ich die Welt. Jede Ordnung, jedes System, jede Norm muss sich an dieser Wahrheit messen lassen.

Sichtbarkeit menschlicher Natur innerhalb destruktiver gesellschaftlicher und politischer Systeme ist der Kern meines Schaffens.

Aufgewachsen in einer politischen Landschaft, in der Repression, Mangel und ideologische Kontrolle den Alltag bestimmten, nahm ich früh wahr, wie Systeme versuchen, Menschen zu formen. Ich sah, wie Identität bedrängt, wie Freiheit eingeschränkt, wie Würde gefährdet wird und ich erlebte, wie Widerstand entsteht, oft leise, oft unbeholfen, aber unerbittlich. Dieses frühe Erkennen der Deformation menschlicher Natur durch politische und gesellschaftliche Strukturen prägt meine Wahrnehmung bis heute.

Alle Systeme, die den Menschen umgeben, sind menschliche Konstruktionen. Doch sobald sie bestehen, entwickeln sie eine eigene Dynamik. Sie erzeugen Kategorien, die bestimmen, welche Identitäten anerkannt werden und welche unsichtbar bleiben, gar abgelehnt werden. Sobald diese Kategorien wirksam werden, beginnt das System, nicht mehr aus den Bedürfnissen der Menschen heraus zu agieren, sondern ihnen gegenüberzutreten und auf sie zurückzuwirken. In diesem Rückwirkungsgeschehen werden Menschen normiert: Sie sollen sich in Formen einfügen, die nicht aus ihnen selbst hervorgehen, sondern aus einer Ordnung, die sich selbst stabilisieren möchte. Hier wird Würde verletzt, nicht theoretisch, sondern real.

Meine Wahrnehmung ist kein passives Registrieren, sondern ein analytisches, ästhetisches und ethisches Erkennen. Beobachtung, Wahrnehmung, Denken und Leben sind für mich keine getrennten Sphären. Kunst zu schaffen ist für mich eine Notwendigkeit, nicht eine Entscheidung; sie entsteht aus der Struktur meiner Existenz. Sie ist nicht Reaktion, sondern Konsequenz. Darum richtet sich meine Arbeit auf das Spannungsfeld zwischen menschlicher Natur und jenen Strukturen, die aus ihr hervorgehen und sich gegen sie richten. Ich gehe zum Ursprung zurück um sichtbar zu machen, wie Systeme auf Menschen zurückwirken oft so, dass sie Identität gefährden und Selbstverständnis destabilisieren. Meine Arbeit bewegt sich an dem Punkt, an dem Systeme beginnen, Menschen festzulegen und an dem Menschen sich dennoch entziehen. Dieser Widerstand ist kein moralisches Pathos, sondern eine notwendige Bewegung menschlicher Selbstbehauptung.

Daraus entstehen die Fragen, die mein Werk leiten:

Was bleibt von uns, bevor Ordnung uns beschreibt?

Wie zerfallen Identitäten, wenn Systeme sie zerschneiden?

Wie entstehen sie neu, wenn sie sich der Norm verweigern?

Welche Bedeutung behält Würde in einer Gesellschaft, die ihre Grundlagen verliert?

Wie verändert sich Wahrnehmung, wenn wir beginnen, jenseits der Raster zu denken?

Ich arbeite in Übergängen, weil Erkenntnis nicht im Festschreiben entsteht, sondern in der Bewegung zwischen Bedeutungen. Ich arbeite an Fragmenten, weil Systeme fragmentieren. Ich arbeite am Unsichtbaren, weil Systeme es unsichtbar machen müssen, um zu funktionieren.

Kunst ist für mich kein dekoratives Medium. Sie ist ein epistemischer Eingriff in Strukturen, die Bedeutung erzeugen. Sie schafft Räume, in denen Identität nicht festgelegt, sondern befragt wird. Sie ermöglicht dem Menschen, sich der Normierung zu entziehen und in seine eigene Würde zurückzukehren.

Würde ist kein Ideal, sie ist die unüberschreitbare Grenze des Menschseins, und wenn Systeme definieren wollen, wer wir sind, wird Kunst zu jener Bewegung, in der diese Definition ihre Macht verliert und der Mensch seine Unverfügbarkeit behauptet. Daraus erwächst die Haltung, die mein Werk trägt:

Der Mensch ist kein Produkt der Ordnung, die ihn umgibt

Er ist nicht normierbar

Er ist nicht verwaltbar

Kunst ist der Raum, in dem diese Wahrheit sichtbar wird und der Raum, in dem der Mensch zu sich selbst zurückfindet.

 

 

Manifest zur Wahrung der Unantastbarkeit der Menschenwürde

Anerkennung der im Allgemeinen von den Vereinten Nationen und ihren Mitgliedsstaaten geteilten Prinzipien und Werte, insbesondere der in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankerten unantastbaren Menschenwürde, fordere ich die dringende Rückkehr zu einer Kultur der Gleichheit, des Respekts und der universellen Geltung der Menschenrechte. Die Würde des Menschen ist nicht verhandelbar. Sie darf weder relativiert noch beschädigt werden. In der heutigen Welt ist die Menschenwürde jedoch zunehmend gefährdet. Diese Verletzung hat nicht nur individuelle Konsequenzen, sondern bedroht auch den sozialen Frieden und das Fundament globaler Solidarität.

Artikel 1: Die Unantastbarkeit der Menschenwürde

Die Würde des Menschen ist unteilbar und unantastbar. Sie bildet das Grundprinzip aller Rechte und Freiheiten, die die Menschheit in ihrer Gesamtheit als unverzichtbar anerkennt. Diese Würde wird weder durch Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe, Religion, politische Überzeugung, noch durch gesellschaftliche Stellung aufgehoben. Jede Form der Diskriminierung und Entmenschlichung verletzt das universelle Recht auf Achtung der Menschenwürde.

Artikel 2: Die Verantwortung der Individuen

Jeder Mensch trägt die Verantwortung, die Würde anderer zu achten. Taten und Worte, die auf Entwürdigung oder Ausgrenzung abzielen, sind moralisch und ethisch nicht zu rechtfertigen. Es ist unerlässlich, dass Individuen ihr Verhalten kritisch hinterfragen und die unantastbare Würde jedes Einzelnen anerkennen.

Artikel 3: Die Rolle der Gesellschaft und Institutionen

Gesellschaften und Institutionen sind aufgefordert, Strukturen zu schaffen, die den Schutz und die Förderung der Menschenwürde gewährleisten. Uneingeschränkt. Diskriminierung, Ausbeutung, und Ungleichbehandlung dürfen keinen Platz in einer gerechten Gesellschaft haben. Jedes Gesetz, jede politische Entscheidung und jede gesellschaftliche Praxis muss in Übereinstimmung mit dem Schutz der Menschenwürde stehen.

Artikel 4: Der weltweite Kontext

Die unantastbare Menschenwürde ist ein universelles Prinzip, das keine geographischen, kulturellen oder politischen Grenzen kennt. Die Herausforderungen, die die Menschenwürde betreffen – wie Armut, Rassismus, Gewalt, Ausgrenzung und soziale Ungerechtigkeit – müssen global angegangen werden. Alle Staaten der Welt sind verpflichtet, diese Verantwortung zu tragen, und ihre internationalen Verpflichtungen dürfen nicht in Konflikt mit dem universellen Schutz der Menschenwürde stehen.

Artikel 5: Die Verpflichtung zu Zivilcourage

Die Wahrung der Menschenwürde erfordert nicht das Schweigen gegen Unrecht, sondern die aktive Teilnahme zur Abschaffung von Ungerechtigkeit. Zivilcourage muss zur Norm werden, sowohl im persönlichen als auch im öffentlichen Bereich. Die Untätigkeit im Angesicht von Ungerechtigkeit trägt zur Entwürdigung bei und ist als gesellschaftliches Versagen zu verstehen.

Artikel 6: Die ethische Verpflichtung zur Veränderung

Ein jeder Mensch ist aufgefordert, aktiv an der Veränderung einer Kultur der Gleichgültigkeit und der Missachtung der Menschenwürde teilzunehmen. In jeder Entscheidung und Handlung müssen der Respekt vor der Würde des Menschen und die Anerkennung der universellen Menschenrechte Grundlage allen Handelns sein.

Die Welt kann nicht weiter in einem Zustand existieren, in dem die Menschenwürde antastbar ist. Es liegt an uns allen, eine Kultur des Respekts und der Verantwortung zu schaffen und uns gegen die zunehmende Entmenschlichung zu stellen. Die Menschenwürde ist das Fundament einer gerechten und Welt.

 


Kunst- und Philosophiestudium in Freiburg und Bonn/Alfter 
Master of Fine Arts

Mitgliedschaft:

  • Berufsverband der Bildenden Künstler/Künstlerinnen Berlin
  • Berufsvereinigung Bildender Künstler Österreichs – Landesverband Kärnten
  • VG BildKunst